📅 Veröffentlicht am 29. Oktober 2025 um 08:20 Uhr
Die israelische Armee hat am Dienstag erneut intensive Luftangriffe im Gazastreifen geflogen. Nach Angaben israelischer Medien wurden Ziele in der Stadt Gaza sowie in weiteren Gebieten des Küstenstreifens beschossen. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte zuvor die Angriffe angeordnet und der militant-islamistischen Hamas vorgeworfen, gegen die bestehende Waffenruhe verstoßen zu haben. Sein Büro teilte mit, die Armee sei angewiesen worden, „umgehend intensive Angriffe“ im Gazastreifen auszuführen.
Nach Informationen des von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes kamen bei einem Angriff in Chan Junis fünf Menschen ums Leben, darunter auch Kinder. Ein Fahrzeug sei gezielt getroffen worden. In der Stadt Gaza wurden demnach zwei weitere Menschen getötet und vier verletzt, als ein Wohnhaus im Viertel al-Sabra bombardiert wurde.
Israel begründet die neuen Luftschläge als Reaktion auf einen Angriff der Hamas auf israelische Soldaten sowie auf Verzögerungen bei der vereinbarten Übergabe toter Geiseln. Laut dem israelischen Verteidigungsminister Israel Katz handele es sich um eine „notwendige Antwort auf fortgesetzte Provokationen“. Der TV-Sender N12 berichtete, bewaffnete Palästinenser hätten in Rafah israelische Soldaten unter anderem mit einer Panzerabwehrrakete angegriffen. Auch ein Scharfschütze sei beteiligt gewesen. Die Hamas wies die Verantwortung für den Angriff jedoch zurück.
Palästinensische Augenzeugen berichteten anschließend von Artilleriebeschuss mehrerer Gebiete rund um Rafah. Unabhängige Bestätigungen für die Angaben lagen zunächst nicht vor. Über dem Gazastreifen stiegen nach den Angriffen dichte Rauchwolken auf.
Unterdessen verschob die Hamas die für Dienstag geplante Übergabe der sterblichen Überreste einer Geisel. Als Begründung gab die Organisation an, Israel habe mit den neuen Angriffen gegen die Waffenruhe verstoßen. Die Sucharbeiten in einem Tunnel im Süden des Gazastreifens seien durch die Bombardierungen behindert worden.
Die Spannungen zwischen beiden Seiten hatten bereits in den vergangenen Tagen zugenommen. Am Montagabend hatte die Hamas weitere sterbliche Überreste eines Mannes übergeben, die laut Premier Netanjahu bereits zuvor teilweise geborgen worden waren. Nach der Identifizierung stellte sich heraus, dass es sich um weitere Überreste von Ofir Tsarfati handelte, dessen Leichnam Israel bereits vor zwei Jahren teilweise zurückerhalten hatte. Netanjahu bezeichnete den Vorgang als „klaren Verstoß gegen die Waffenruhe-Vereinbarung“.
Das Forum der Geisel-Familien forderte die israelische Regierung auf, entschlossen auf die jüngsten Entwicklungen zu reagieren. „Angesichts des schweren Verstoßes der Hamas kann und darf die Regierung dies nicht ignorieren“, hieß es in einer Erklärung.
Die derzeitige, maßgeblich von den USA vermittelte Waffenruhe war am 10. Oktober in Kraft getreten. Seitdem kam es jedoch immer wieder zu Zwischenfällen mit Toten und Verletzten. Die Vereinbarung sieht unter anderem die vollständige Rückgabe aller verschleppten und getöteten Geiseln an Israel vor. Mit den jüngsten Angriffen scheint der ohnehin fragile Waffenstillstand nun erneut ernsthaft in Gefahr.
Quelle: Tagesschau